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Wie Mikroplastik uns schadet

    Mikroplastik wird in vielen Kosmetikartikeln eingesetzt.

    Mikroplastik soweit das Auge reicht. Statt glasklarem Wasser und Steinstrand sehe ich bunte Plastikteile, ein altes Fischernetz, zahlreiche Zigarettenstummel und sogar eine alte Zahnbürste zwischen den Steinen liegen. Auch der Blick aufs Meer zerstört die Idylle meines auserwählten Urlaubsortes: Dort schwimmt eine große Kunststoffplane.

    Hatte ich mir meinen Urlaub so vorgestellt? Eigentlich nicht. Wohl eher kann ich dies als Urlaubsglück am Plastikmeer bezeichnen. In meinen Tagträumen lag ich mit einem guten Buch auf meinem Strandtuch an einem schönen, verlassenen Plätzchen im Süden Europas mit Blick auf glasklares Wasser. Nun erinnerte mich meine Aussicht an eine Mülldeponie.

    Mehr Kunststoff als Fische

    Kunststoff, umgangssprachlich meist Plastik genannt, ist ein synthetisches organisches Polymer auf Basis von Erdöl oder Erdgas und ist nicht biologisch abbaubar. Laut einer Studie der Ellen MacArthur Foundation gelangen jährlich rund acht Millionen Tonnen Kunststoff in unsere Weltmeere – dies entspricht etwa einem Müllwagen pro Minute. In 32 Jahren, das besagt die Studie, gibt es in den Weltmeeren mehr Kunststoff als Fische.

    Wir Deutschen sind Recyclingweltmeister und auch andere Länder haben  doch mittlerweile begriffen, dass aus Plastikabfällen auch wieder neue Produkte entstehen können. Warum also sieht die Zukunft der Meere so düster aus?

    Leider werden weltweit nur rund 14 % der Kunststoffabfälle effektiv recycelt. 54 % werden auf Mülldeponien oder Abfallverbrennungsanlagen entsorgt. Der Rest, und das sind  rund 32 %, gelangt in die Weltmeere.
    Zur Wasserverschmutzung trägt aber nicht nur die mangelhafte Abfallentsorgung bei, sondern auch die Verwendung von  Kunststoff in zahlreichen Kosmetik- und Pflegeprodukten sowie Kunstfasern in Kleidung.

    An meine Haut lasse ich nur Wasser und Mikroplastik

    Einer Vielzahl an Kosmetikprodukten wie z. B. Duschpeelings oder Zahnpasta werden Kunststoffkügelchen als Schleifmittel beigesetzt. In Peelingprodukten wird Kunststoff in pulverisierter oder als abrasives Granulat eingesetzt. Abgesehen davon werden auch feuchte Tücher zur Entfernung von Schminke, zur Intimpflege oder anderen pflegenden Anwendungen, zum Teil aus synthetischen Fasern hergestellt.

    Wegen seiner geringen Größe passiert Mikroplastik (kleiner als 5 mm) aus Kosmetika, Feuchttüchern und synthetischen Kleidungsstoffen meist ungehindert die Kläranlagen und landet so in Flüssen, Seen und Meeren. Somit findet sich dieses Mikroplastik in großer Zahl in den Gewässern wieder. Dort werden die synthetischen Partikel von Tieren oft mit Nahrungsmitteln verwechselt und gelangt so in die Nahrungskette. Schon heute konnten Rückstände an Mikroplastikpartikeln in Speisefischen und Pflanzenfressern nachgewiesen werden.

    Lösungen für die Vermeidung von Mikroplastik

    Einige Kosmetikhersteller haben ihr Sortiment bereits umgestellt und verwenden in ihren Produkten ausschließlich Rohstoffe natürlichen Ursprungs. Bei Peelingprodukten können dies gemahlene Aprikosenkerne oder Bienenwachskügelchen sein. Neben ihrer Natürlichkeit sind diese zudem biologisch abbaubar. Die Inhaltsstoffliste kann bei der Auswahl umweltschonender Produkte behilflich sein. Mit der App „Code Check“ erhalten Verbraucher Auskunft über die Eigenschaften der Inhaltsstoffe.

    Bei Feuchttüchern sollte darauf geachtet werden, dass diese vollständig aus natürlichen und biologisch abbaubaren Zellstoffen bestehen. Viele dieser Produkte sind mit einem Siegel für nachhaltige Forstwirtschaft ausgezeichnet.

    Damit auch die Verbraucher wissen, wie sie Produkte entsorgen können, informieren Kosmetikhersteller sie in den meisten Fällen auf der Verpackung über die entsprechenden Entsorgungsmöglichkeiten. Hierzulande muss feuchtes Toilettenpapier über eine Zertifizierung der Abspülbarkeit verfügen. Diese bescheinigt, dass sich das feuchte Toilettenpapier in der Kläranlage zersetzt. Nur Produkte mit dem „Abspülbar“-Logo (engl. „flushable“) dürfen über die Toilette entsorgt werden.

    Das kann man selbst tun

    • Vermeiden Sie Plastikverpackungen und Plastiktüten. Trennen Sie den Müll richtig, denn das erleichtert Sortierung und Recycling.
    • Verzichten Sie auf Zahnpasta und Kosmetika mit Mikroplastik-Kügelchen. Diese haben häufig das Wort „Synthetic“ in ihrer Inci-Bezeichnung.
    • Verewigen Sie sich nicht in der Natur. Nehmen Sie daher Ihren Abfall nach dem Picknick in der Natur wieder mit und schnippen Sie Ihre Zigarettenstummel nicht in die Landschaft.
    • Vorbilder braucht die Welt. Nehmen Sie deshalb bei dem nächsten Strandspaziergang oder der nächsten Bergwanderung eine kleine Tüte mit und sammeln Sie auf dem Weg achtlos weggeworfenen Müll. Dadurch wird die Natur gleich viel schöner und Sie haben eine gute Tat geleistet.
    • Weniger Konsum ist die Lösung für Umweltschutz und mehr Gleichberechtigung. Einfach mal auf den neuesten Trend im Badezimmer verzichten oder Kosmetik selber herstellen.
    • Beteiligen Sie sich an Müllsammelaktionen ihrer Gemeinde. In vielen Orten und Städten gibt es Aufräumaktionen, bei denen Müll aus der Landschaft entfernt wird.
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